HNO Arzt Hockenheim, Schwetzingen - Hals- Nasen- Ohrenarzt, Dr. med. Martin Lindenberger

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Diagnostik

Was ist Schwindel?

Bereits 1894 hat Oppenheim Schwindel sehr treffend charakterisiert als „Unlustempfindung, welche aus einer Störung der Beziehung unseres Körpers im Raum entspringt“.

Wie entsteht Schwindel?

Schwindel entsteht durch eine gestörte Interaktion der an der Raumorientierung beteiligten Sinnessysteme (Auge, Gleichgewichtsorgan und Rezeptoren in Haut, Muskulatur und Gelenken) und deren Abgleich mit der Motorik (Brandt 2003)

Schwindel kann aufgefasst werden als Konflikt zwischen einander widersprechenden Informationen aus diesen Sinnessystemen.

Wer leidet bevorzugt unter Schwindel?

Schwindelbeschwerden können in jedem Lebensalter auftreten. Bei Patienten über 75 Jahre ist Schwindel das häufigste Leitsymptom bei Arztkonsultationen.

Wie kann Schwindel nach Ursachen eingeteilt werden?

Peripher-vestibulärer Schwindel:

Es liegt eine Schädigung des Gleichgewichtsorgans im Bereich des Innenohres vor

Zentral-vestibulärer Schwindel:

Die Verarbeitung der Informationen der Gleichgewichtsorgane ist im Bereich des Gehirns gestört

Nicht-vestibulärer Schwindel:

Sowohl das periphere Gleichgewichtsorgan als auch die zentrale Verarbeitung sind intakt.

Psychogener Schwindel:

Der Symptomatik liegt ein emotionales, dem Patienten möglicherweise nicht bewusstes Problem zu Grunde.

Wie empfindet ein betroffener Patient seinen Schwindel?

Bei peripher-vestibulärer Ursache:

Die Schwindelsymptomatik wird typischerweise als Drehschwindel, Liftschwindel oder als Gefühl, in die Tiefe zu stürzen, beschrieben.

Bei zentral-vestibulärer Ursache:

Die Patienten empfinden einen Schwankschwindel (ohne/mit Hinstürzen), einen Sekundenschwindel oder eine Benommenheit (ohne Bewusstseinsverlust)

Bei nicht-vestibulärer Ursache:

Bei dieser Gruppe stehen Sehstörung (Schwarzwerden, Doppelbilder, Scheinbewegung) Schwäche in den Beinen oder Kollapsneigung im Vordergrund der geklagten Symptomatik.

Welche weiteren, nicht hals-nasen-ohrenärztlichen Schwindelursachen gibt es?

Viele Erkrankungen können von Schwindelbeschwerden mit unterschiedlicher Charakteristik begleitet werden. Hierzu zählen:

Internistische Erkrankungen wie:

  1. Diabetes mellitus
  2. arterieller Hypertonus
  3. koronare Herzkrankheit
  4. Anämie (Blutarmut)
  5. Schilddrüsenfunktionsstörungen

Neurologische Erkrankungen wie:

  1. cerebrale Durchblutungsstörungen
  2. Epilepsie
  3. Multiple Sklerose
  4. Migräne

Neurologische Erkrankungen wie:

  1. Visusminderung
  2. Augenbewegungsstörung

Auch orthopädische Erkrankungen - z.B. ein HWS-Syndrom - können zu Schwindelbeschwerden führen, wobei der genaue Mechanismus der Entstehung Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen ist.

Wie sollte man sich bei akutem Schwindel verhalten?

  1. An erster Stelle bei akutem Auftreten von Schwindel steht die Eigensicherung, um sekundäre Verletzungen oder eine weitere Gefährdung zu vermeiden.
  2. Es sollten Angehörige, Freunde oder Arbeitskollegen verständigt werden, die den Betroffenen unterstützen können.
  3. Für alle Beteiligten ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren und koordiniert und systematisch vorzugehen.
  4. Bei bekannten Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder arteriellem Hypertonus (Bluthochdruck) sind diese häufig die Ursache des Schwindels. In diesen Fällen kann eine Selbsthilfe mit den gewohnten Medikamenten sinnvoll sein.
  5. Bei schwerwiegender, längerfristiger Schwindelsymptomatik und möglicherweise weiteren Symptomen, sollte zeitnah ein Arzt verständigt werden. Dabei sollten die Symptome möglichst präzise und detailliert beschrieben werden, um die Dringlichkeit und die erforderlichen Maßnahmen frühzeitig korrekt einschätzen zu können.

Wie sollten Schwindelbeschwerden diagnostisch abgeklärt werden?

Die Schwindeldiagnostik ist eine Stufendiagnostik, an der verschiedene medizinische Fachrichtungen beteiligt sein können:

Häufig erfolgt die Erst- oder Notfallkonsultation bei dem Hausarzt des Patienten. Nach Ausschluss relevanter internistischer Diagnosen ist eine zeitnahe HNO-Untersuchung sinnvoll, da bei ca. 40% der Schwindelpatienten eine peripher-vestibuläre Ursache vorliegt, deren Diagnostik innerhalb der ersten Tage besonders präzise gelingt.

In Abhängigkeit dieser diagnostischen Schritte und der dabei erhobenen Befunde kann eine weitere bildgebende Diagnostik mittels CT oder NMR bei einem Radiologen sinnvoll sein.

Wir bieten unseren Patienten an, die diagnostischen Schritte zur Schwindelabklärung zu koordinieren und den erlangten Befund zu interpretieren und transparent zu machen.

Daran schließen sich häufig konkrete Therapiemaßnahmen, Verhaltensempfehlungen und detaillierte Übungsprogramme an.

Welche Untersuchungen auf HNO-Gebiet sind bei Schwindelbeschwerden besonders relevant?

Dizziness Handicap Inventory:

Dieser Fragebogen, den unsere Schwindelpatienten im Rahmen ihrer Erstvorstellung aufgrund Schwindels erhalten, erlaubt eine Quantifizierung der funktionellen und emotionalen Belastung durch die Symptomatik und eine Verlaufskontrolle unter Therapie.

Untersuchung mit Frenzelbrille:

Die Frenzelbrille ist eine beleuchtete Brille mit einer Vergrößerung von 13 dpt. Diese Vergrößerung unterdrückt die natürliche Fixation der Augen des Patienten auf ein Objekt und erlaubt dem Untersucher eine Beurteilung bezüglich einer möglichen spontanen Augenbewegung, dem sogenannten Nystagmus. Ein horizontaler Nystagmus ist als Hinweis auf eine peripher-vestibuläre Schädigung, z.B. im Rahmen einer Neuropathia vestibularis zu werten.

Untersuchung des statischen/dynamischen Gleichgewichtes:

Die Untersuchung des statischen Gleichgewichts nach Romberg und des dynamischen Gleichgewichtes nach Unterberger werden bei geschlossenen Augen im Stehen durchgeführt und erlauben eine erste Differenzierung zwischen einer vestibulären bzw. einer zentralen Schwindelursache.

Thermische Vestibularis-Prüfung (ENG/VNOG)

Der Hals-Nasen-Ohrenarzt ist in der glücklichen Lage, dass das für Schwindelbeschwerden möglicherweise ursächliche Gleichgewichtorgan über den Gehörgang relativ gut zugänglich ist und eine thermische Reizung einen adäquaten Reiz darstellt. Bei der Methode nach Hallpike werden die Gleichgewichtsorgane beider Seiten mit Luft von 44 bzw. 27 Grad C gereizt. In Folge dieser Reizung kommt es zu eine horizontalen Augenbewegung, deren Frequenz und Geschwindigkeit gemessen wird. Die Messung erfolgt entweder über eine Veränderung des Magnetfeldes bei einer Augenbewegung (Elektronystagmographie (ENG)) oder optisch durch eine Videoaufzeichnung der Augenbewegung (Videonystagmographie (VNOG)). Unsere Praxis verfügt über beide dieser Untersuchungsmöglichkeiten. Die Auswahl der Methode richtet sich nach der Indikation und den speziellen Stärken der einzelnen Techniken.

Akustisch evozierte Potentiale (BERA):

Die Ableitung akustisch evozierter Potentiale ist als Messung der Hirnströme (Elektroencephalogramm) unter akustischer Stimulation aufzufassen. Durch diese Untersuchung wird die Informationsweiterleitung des N. vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv) überprüft.

Posturographie:

Bei der Posturographie werden mit Hilfe einer flexibel gelagerten Platte, auf der der Patient steht, Verlagerungen des Körperschwerpunktes gemessen. Diese Methode hat einen besonderen Stellenwert in der Schwindel-Diagnostik und kann darüber hinaus auch therapeutisch im Rahmen von Trainingsprogrammen eingesetzt werden.


Welche therapeutischen Prinzipien sollten bei Schwindelbeschwerden generell verfolgt werden?

  1. Versuch einer spezifischen, ursachen-orientierten Therapie
  2. Unterstützung der Rehabilitation durch Physiotherapie/Training
  3. Meidung gefährdender Situationen

Welche medikamentösen Therapie-Möglichkeiten sind bei Schwindelbeschwerden verfügbar?

Bei der medikamentösen Schwindeltherapie kann unterschieden werden zwischen einer Prophylaxe, d.h. der Vorbeugung von Schwindelsymptomen sowie einer Akut- oder Dauertherapie bei bereits bestehendem Schwindel.

Wie kann ein systematisches Schwindeltraining dargestellt werden?

Hierfür haben wir in unserer Praxis verschiedene Vorgehensweisen etabliert.

  1. Instruktion des Patienten im Rahmen der Sprechstunde und Aushändigung eines Schwindelübungsbogens zur häuslichem Umsetzung von Übungen.
  2. Empfehlung von speziellen, strukturierten Übungsprogrammen auf elektronischen Medien zur häuslichen Umsetzung
  3. Wiederholte, spezifische Beübung der Schwindelsymptomatik in der Praxis unter dem Einsatz der Posturographie
  4. Individualisiertes, regelmäßiges Übungsprogramm mittels Neurofeedback (VertiGuard®)

Die eingesetzten Trainingsprogramme basieren auf aktuellen neurophysiologischen Untersuchungen und sind in ihrer Effektivität wissenschaftlich bewiesen. Sie schließen für viele Schwindelpatienten, die geneigt waren, die Hoffnung auf eine Besserung ihrer Situation sinken zu lassen, eine therapeutische Lücke.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Erholung/Symptomfreiheit bei Schwindelbeschwerden?

Prognose ist abhängig von:

  1. Grundursache
  2. Behandlungsbeginn
  3. Alter
  4. Rehabilitation

Welche Möglichkeiten bestehen, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Schwindelbeschwerden zu minimieren?

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